M.A.R.S. ist aus dem Diskurs um die Doppelrolle als Künstler*in und Mutter* entstanden, die die Künstler*innen vor einige Herausforderungen stellt. Die Gruppe untersucht die Dimensionen von Mutterschaft* und möchte sie als künstlerischen Bereich nutzbar machen ohne sich dabei auf die Rolle der Mutter* zu reduzieren. Der künstlerische Research erkundet, wie eine künstlerische Praxis mit bzw. trotz Kindern aussehen kann. Dies ermöglicht es, disziplin- und materialunabhängig ins Gespräch zu kommen und zu kollaborieren. Der künstlerische Forschungsprozess wird von alltäglichen, privaten Narrativen und damit von situiertem Wissen informiert.
Gemeinsam stehen wir für mehr Sichtbarkeit von Künstler*innen die auch Mütter sind, möchten ein MEHR an kunst- und kinderfreundlichem Angebot, Ausstellungen und Aktionen in Freiburg und Umgebung schaffen und freuen uns, unsere Ideen, Visionen und Lösungen mit Euch zu teilen.
In Between the Gates
Ausstellung von M.A.R.S. in den Pförtnerhäuschen des Alten Schlachthofs in Karlsruhe
Eröffnung: 11. Mai 2025 | 11–18 Uhr | Performance: 14 Uhr
Durch die Fenster sichtbar bis zum 8. Juni
Im Rahmen des Tags der offenen Tür
Kreativpark Alter Schlachthof Karlsruhe
Pförtnerhäuschen, Alter Schlachthof 19, 76131 Karlsruhe
Im Rahmen des Tages der offenen Tür auf dem Gelände des Alten Schlachthofs in Karlsruhe bespielen Künstler*innen des Kollektivs Maternal Artistic Research Studio (M.A.R.S.) zwei Pförtnerhäuschen – Räume, die selbst Übergangszonen sind: Orte des Kommens und Gehens, der Kontrolle, der Begrenzung, aber auch der Durchlässigkeit.
Diese architektonischen Übergangszonen sind Orte des Kommens und Gehens, der Schwellen, der Kontrolle, aber auch des Unbestimmten. Diese räumliche Situation bildet einen spannenden Resonanzraum für die Ausstellung, die sich mit den Rändern gesellschaftlicher Aufmerksamkeit, mit Care-Arbeit, Mutterschaft und künstlerischem Handeln auseinandersetzt.
Ausgangspunkt ist eine kritische Auseinandersetzung mit dem gesellschaftlichen Bild von Mutterschaft. Befragt wird dabei, welche Narrative fehlen und welche Stimmen und Realitäten im Schatten idealisierter Mutterbilder bleiben. Und was passiert mit künstlerischer Praxis, wenn sie nicht trotz Elternschaft entsteht, sondern inmitten und durch sie?
Neben Installationen, Texten, Videos und Objekten, die sich mit den materiellen, emotionalen und politischen Dimensionen von Care-Arbeit befassen, wird der Außenraum aktiv performativ bespielt: Anlässlich des Muttertags verwandeln sich der Platz rund um die Pförtnerhäuschen in lebendige Forschungsorte, an denen Performances und Aktionen stattfinden, die Mutterschaft nicht romantisieren, sondern befragen, irritieren und erweitern. Kinder der beteiligten Künstlerinnen sind dabei nicht Beiwerk, sondern eigenständige Akteur*innen – sie werden zu Performer*innen, die das Spannungsfeld zwischen Selbstbestimmung, Fürsorge und Abhängigkeit verkörpern und spielerisch verschieben.
Die Ausstellung hinterfragt gängige Vorstellungen von Mutterschaft – idealisierende Narrative, Zuschreibungen von Selbstaufgabe, Reinheit, Stärke oder Schwäche – und öffnet den Raum für alternative, komplexere Bilder: Mutterschaft als Fragment, als Widerstand, als Suche, als Störung, aber auch als Quelle künstlerischer Kraft, Humor und kollektiver Intelligenz. Sie zeigt, wie sich durch die Erfahrung der körperlichen, emotionalen und sozialen Veränderungen im Prozess des Mutterwerdens – ein tiefgreifender Wandel, der als Matreszenz oder Muttertät bezeichnet wird – neue Perspektiven auf das eigene künstlerische Schaffen eröffnen. Dabei geht es nicht nur um Elternschaft im engeren Sinne, sondern um eine erweiterte Perspektive auf Fürsorge, Körpergrenzen und Abhängigkeiten.
Die beteiligten Künstler*innen verhandeln in Installationen, Textarbeiten, Performance, Audio und anderen Medien ihre individuellen Erfahrungen und Recherchen. Viele Werke entstanden unter Bedingungen geteilter Zeit, erschöpfter Körper und ungeteilter Verantwortung – und genau darin liegt ihre Stärke: im Vielstimmigen, im Offenhalten, im gleichzeitigen Nebeneinander von Perspektiven und Ausdrucksformen.
Die Ausstellung versteht sich als öffentlicher Zwischenraum, in dem mit hybriden, kollektiven Ausdrucksformen experimentiert wird – nicht als abgeschlossenes Statement. Sie ist offen für Kinder, für zufällige Passant*innen, für spontane Momente und leise Stimmen. Sie lädt ein zu Austausch und Begegnung und eröffnet einen Denkraum für die Frage, wie eine Kunstpraxis aussehen kann, die nicht von Care getrennt, sondern durch sie verwandelt wird.
Nach der Aktivierung an dem Eröffnungstag wird die Ausstellung noch einen Monat lang durch die Fenster der Pförtnerhäuser für Publikum und Passant*innen zu sehen sein.

Mythen von Müttern und anderen Monstern
Die Ausstellung hinterfragt das mythische und romantisierte Bild der bedingungslos liebenden Mutter* und zeigt Kunstwerke, wie eine üppige Kissen-Venus und die Mutter als kinderfressendes Monster.
Vernissage, Einführung von Sascia Bailer und Performance von Anna Byskov:
Samstag, 06. Mai 2023, 16 Uhr
Öffnungszeiten: Do/Fr 16 - 19 Uhr, Sa/So 11 - 17 Uhr
geschlossen: 18.5. / 8.6.
Artist-Talk mit den Künstlerinnen und Kuratorin Hanna Weber
Mittwoch, 21.06.2023, 17.30 Uhr
Finissage und Zine Launch
Sonntag, 02. Juli 2023
11 Uhr Kuratorinnenführung mit Hanna Weber
12 Uhr Lesung mit Marie Lemor
Die Ausstellung ist in Zusammenarbeit mit den
Kuratorinnen Hanna Weber und Sascia Bailer entstanden.
Die Ausstellung wird gefördert vom Kulturamt der Stadt Freiburg
Anna Byskov, Überreste von Performance
Foto: Marc Doradzillo
Saaltext und Einführung von Sascia Bailer
Mutterschaft* – wenn auch das Grundgerüst einer jeden Gesellschaft – ist umwoben von hartnäckigen Rollenbildern, Normen und Tabus. Zwischen dem Bild der aufopfernden Mutter Maria und der kaltherzigen Rabenmutter tut sich jedoch ein Spannungsfeld auf, das darauf drängt, die gesellschaftlichen Erzählungen um Mutterschaft* zu hinterfragen, auseinanderzunehmen und neu anzuordnen. Insbesondere für Künstler*innen wird Mutterschaft* weiterhin als Tabubruch gewertet, denn der Mythos des männlichen Künstler-Genies, der in Abwesenheit von Sorgeverantwortung kreiert, sitzt tief. Das intensive Widmen von Zeit für die Kunst wird Müttern* häufig als ein Abweichen von ihrer gesellschaftlich auferlegten Rolle als Hauptbezugsperson ihrer* Kinder ausgelegt – in dem sie sich eben nicht zwischen Kind und Kunst entschieden haben. Liegt die Aufmerksamkeit einer Mutter* nicht einzig und allein auf dem Nachwuchs, so wird diese* häufig als gefühlskalt oder erfolgsbesessen – ja, als eine Art Monster – abgetan. Dabei stammt “Monster” aus dem Lateinischen
monstrare, sich zeigen. Folgt man also dem Begriff des “Monsters” mit einem emanzipatorischen Gedanken, so wird daraus eine Figur, die all das aufzeigt, was sich an den Rändern sozialer Normen auftut; die, die gelebten Realitäten jenseits von Hochglanz-Magazinen sichtbar macht und die, die emotionalen Abgründe und Zerreißproben nicht weiter verschleiert.
Die in Freiburg-lebenden Künstler*innen Hannah Kindler, Milena Naef, Sara-Lena Möllenkamp und Sylvia Gaßner – die im Rahmen des Kollektivs M.A.R.S. Maternal Artistic Research Studio zusammenarbeiten – scheuen in ihren Arbeiten nicht vor tabuisierten Aspekten von Schwangerschaft, (Fehl)-Geburt und der postnatalen Zeit zurück. Die Sichtbarkeit, die dadurch auch für die Vielschichtigkeit von mütterlicher* Fürsorge entsteht, ist eine, die den eigenen Erfahrungswelten der Künstler*innen entspringt und eine selbstbestimmte Ästhetik produziert, die durchaus widerständig ist, aneckt, und bewusst tradierte Sehgewohnheiten infrage stellt. Zum Großteil eigens für die Ausstellung “Mythen von Müttern und anderen Monstern” entstandenen Werke, umspannen die Medien Video, Skulptur, Fotografie, Zeichnung, Collagen, Sound, Malerei und Installation. Die Arbeiten laden die Besucher*innen dazu ein, den queer-feministischen Blickwinkeln der Künstler*innen zu folgen, und sich auf alternative Erzählungen von Mutterschaften* einzulassen.
Insbesondere der weiblich-gelesene Körper unterliegt enormen gesellschaftlichen Zwängen, die im Rahmen der Ausstellung facettenreich aufgezeigt, hinterfragt und zurückgewiesen werden. Die fotografische Serie “love lines” von Sylvia Gaßner fängt postnatale Körper ein, so nah, dass diese fast zu abstrakten Landschaften und zarten Linien werden. Auch Sara-Lena Möllenkamp reflektiert malerisch in “Unendlichkeit”, die schier grenzenlose Ausdehnung und Aufweichung des eigenen Körpers während der Schwangerschaft. Sowohl die überlebensgroße Skulptur aus Textil “unapologetic body monument“ von Hannah Kindler als auch ihre* filigranen Skizzen.
“Methamorphosis within” setzen sich mit dem nachgeburtlichen Körper auseinander, der sich hier als nahbar, verletzlich und zugleich kraftvoll und widerständig offenbart.
Aber nicht nur normierte Vorstellungen von Körpern werden schonungslos infrage gestellt, sondern auch gesellschaftliche Rollenzuschreibungen zurückgewiesen: Sara-Lena Möllenkamp´s Collage “Robo Mums” rüttelt an der von Müttern* erwarteten bedingungslosen Verfügbarkeit, die sich als Zuschreibung sowohl in den unermüdlichen Care-Robotern der Neuzeit als auch in aufopfernden religiösen Marien-Bildern wiederfinden lässt. Auch andere Werke in der Ausstellung nehmen Bezug auf sakrale Triptycha und besetzen diese neu: Sanft und stark zugleich erscheinen die verschlungenen Körper einer Frau und eines Geparden in Milena Naef´s Glas-Zeichnungen “Die Befleckte”; Hannah Kindlers multimediale Installation “Triade der Mutterschaft” eignet sich klassische Frauendarstellungen an und deutet diese selbstbestimmt um. Sylvia Gaßner´s Portraitserie “Mutter_schafft” fotografiert teils queere und transidente Familien, die aus heteronormativen Mustern der Kernfamilie ausbrechen und ebenfalls alternative Entwürfe von Mutterschaften* vorleben.
Die Stein-Installation “the weight of four generations” von Milena Naef lenkt außerdem den Blick der Betrachter*innen auf Erfahrungen von sozialer Isolation, eingeschränkter Autonomie und inter-familiären Abhängigkeitsverhältnissen. Auch in der Video-Arbeit “Materna Monstera” von Kindler/Naef entfalten sich die “monströsen” Seiten von Mutterschaft*, in dem hier das Narrativ der Kinder-fressenden-Mutter* als Symbol für die Infragestellung der romantisierten Vorstellung von Fürsorge auftaucht. So fein und filigran die Scherenschnitte “Muttermahl” von Milena Naef scheinen mögen, auch sie bergen bei näherer Betrachtung Abbildungen von weiblichen Monsterfiguren, die kleine Kinder fressen.
Die Ausstellung verhandelt die Verschränkungen von Kunst und Mutterschaft* jedoch nicht nur auf dem Feld des Sichtbaren, sondern auch in ihren Produktionsbedingungen: Das vor 1,5 Jahren gegründete Kollektiv M.A.R.S
vereint vier Freiburger Künstler*innen, die alle jeweils auch Mütter* sind und somit die durchaus nervenaufreibende Gleichzeitigkeit ihrer* Rollen für die Ausstellung produktiv gemacht haben. Im Rahmen des gemeinsamen Atelierstipendiums der Stadt Freiburg fanden solidarischer Austausch, Artist Talks, als auch die Produktion künstlerischer Arbeiten statt – mal mit und mal ohne Kinder. Dieser Prozess, der stets auch teil-öffentlich war, wird durch ein Zine, welches kollektiv während der Ausstellung entsteht, für das Publikum geöffnet.
Zutiefst persönlich, verletzlich, trotzig, und zugleich bestärkend sind die ausgestellten Werke, die nicht nur für andere Mütter* Reflexionsräume eröffnen. Vielmehr sind alle Betrachter*innen dazu eingeladen, ihre persönlichen Bezüge zu Sorgearbeit, Partner*innenschaft und zu ihren eigenen Eltern im Dialog mit den Arbeiten nachzuspüren und neue Lesarten aufzudecken.
Im Rahmen dieser Ausstellung wird Mutter* mit Sternchen markiert, um den Begriff für queere und trans Identitäten zu öffnen und um ihn bewusst von biologischen Charakteristika zu lösen.
KÜNSTLERINNEN
Ana Vujić
Artist Statement
Ana Vujić
realisiert grossformatige Kohlezeichnungen. Die Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen und sozialen Entwicklungen spielt in ihrem Werk eine zentrale Rolle. Vergangenheit, traumartige Sequenzen und utopische Vorstellungen erscheinen immer wieder als ineinander verwobene Knotenpunkte. Zum Kernthema ihrer Arbeit gehört die persönliche und gesellschaftliche Identitätsbildung. Mit ihren raumgreifen- den Installationen ist sie in zahlreichen nationalen und internationalen Ausstellungen vertreten.
Vita
Ana Vujić
(* 1981 in Pozarevac, Serbien, lebt und arbeitet in Basel). Sie studierte Kunstgeschichte, Medienwissenschaften und Erziehungswissenschaften an der Universität Basel. Sie hat sich an unterschiedlichen Schweizer Kunsthochschulen im Bereich von Curating (MAS Zürcher Hochschule der Künste) und Kulturmanagement (CAS Hochschule Luzern) weitergebildet.
2025 beginnt sie ihren Master im Contemporary Art Practice an der Hochschule der Künste in Bern.
Ana Vujic hat vor sieben Jahren den Kunstraum Voltage in Basel gegründet und ist bei mehreren Kunstvereinen und Kollektiven wie SUMME (Offspace-Netzwerk) aktiv. Sie ist neben ihrer künstlerischen Arbeit auch als Kuratorin und Kunstvermittlerin tätig.
Ann-Josephin Dietz
Artist Statement
In meiner künstlerischen Praxis setze ich mich mit gesellschaftlichen Ver- haltensmustern, geschlechterkonnotierten Zuschreibungen, den Auswirkungen des patriarchalen Blicks sowie mit Netzphänomenen und deren Ausformulierungen in zeitgenössischen medialen Ordnungen auseinander. Im Mittelpunkt steht die Suche nach einer Verbindung mit dem Publikum in einer von mir gestalteten Kommunikationsfläche. Durch die physische Schnittstelle, die ich zwischen Performerin und Besucher*innen erzeuge, ist es mir wichtig, eine sinnliche Erfahrung und eine authentische Verbindung mit dem Publikum herzustellen. Meine künstlerische Praxis umfasst Performance, Fotografie, Video und Installation. Ich kreiere Räume und benutze häufig das Mittel der Selbstinszenierung um diverse Rollen und Identitäten zu entwickeln. Mein Forschungsbestand ist es die Wahrnehmung in Perspektive der Rolle heraus zu untersuchen und diese mit dem Publikum auszuhalten. Den Ausgangspunkt dazu finde ich in den Selbstdarstellungen der User aus sozialen Medien und Plattformen, alltäglichen Beobachtungen und Erfahrungen sowie durch die tradierten Bildwelten. Zudem beschäftige ich mich mit der Vermischung und Verschiebung digitaler und analoger Erfahrungswelten - mit all den subtilen Abgründen, komischen Verwechslungen und Glaubwürdigkeitsfallen. Ein zentrales Darstellungsmotiv sowie Werkstoff in meiner Arbeit sind Nahrungsmittel. Ich verstehe die ästhetischen und leiblichen Reize als allgegenwärtiges, greifbares Verbindungsglied zwischen dem Menschen, seinem Lebensraum und den daraus hervorgehenden zivilisatorischen Praktiken.
Vita
Ann-Josephin Dietz (geboren 1991) lebt und arbeitet in Stuttgart. Sie studierte an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart und der school of arts, Edinburghund und schloss ihr Diplom 2020 ab. Ann-Josephin Dietz stellte ihre fotografischen und filmischen Arbeiten u.a. in der cité internationale des arts,Paris, Kunsthalle Recklinghausen, Galerie fructa_space, München, Firehouse, Edinburgh, monokel_offspace, Leinfelden-Echterdingen, Galerie UNO ART SPACE,Stuttgart, im Schaulager der EIGEN+ART, Leipzig, im UG Museum Folkwang in Essen sowie in der Galerie Parrotta Contemporary Art, Bonn und dem Heidelberger Kunstverein aus. Ihre Performances entwickelt sie unter Einbeziehung des Raumes und des Publikums und präsentierte diese u.a. in der Staatsgalerie Stuttgart, documenta fifteen, Kassel, Städtische Galerie Karlsruhe, Galerie Kernweine, Stuttgart, Minshar Gallery, Tel Aviv, Israel, Kunstverein Ellwangen e.V. und Projektraum AKKU Stuttgart. Die Künstlerin erhielt nennenswerte Stipendien wie das Residenzstipendium an der cité internationale des arts, Paris, die Projektstiftung Kunst- fonds der Bundesrepublik Deutschland und gewann 2018 den Akademiepreis der abk Stuttgart sowie 2016 den Förderpreis der Péter Horváth-Stiftung.
https://www.annjosephindietz.de/
Hanna Woll
Artist Statemen
Das Rauhe des Steins, das Samtene, die zarte Stärke des Glases, die Schärfe seiner Bruchstellen.
So wie Sand durch die Hand rinnt so fließt das Glas von der Pfeife.
Am liebsten arbeite ich in Werkstätten, Manufakturen oder Hütten.
Da wo seit Jahrhunderten mit einem Material umgegangen wird.
Im stillen Dialog mit dem jeweiligen Material umgeben von handwerklichem Können. Oder draußen. Dichten mit Material.
Entwicklung geschieht im Alltag und im Atelier, Dinge werden verflochten, Geschichten gesponnen.
Ich liebe das Experiment. Die Freiheit das Ergebnis nicht exakt vorhersagen zu können.
Dabei spielen Werden und Vergehen technisch sowie inhaltlich eine zentrale Rolle.
Ausstellungen gemeinsam zu machen und als KünstlerInnen im stetigen Austausch miteinander sowie dem Betrachter zu sein, halte ich für unbedingt nötig.
Vita
Hanna Woll ist bildende Künstlerin. Sie lebt und arbeitet in Karlsruhe.
1982 geboren in Neuburg a.d. Donau.Vor ihrem Bildhauerei Studium an der Akademie der bildenden Künste Karlsruhe absolvierte sie 2003-2006 eine Ausbildung als Steinmetz.
Sie war Meisterschülerin von Stephan Balkenhol 2013, der sie anschließend als Stipendiatin in Artopie Meisenthal auszeichnete.
Hier begann ihre Zusammenarbeit mit dem CIAV Meisenthal. Dieser fruchtbare Austausch ermöglichte ihr Einblicke in Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Glasverarbeitung auf beiden Seiten des Rheins, da sie bereits seit 2007 mit der Dorotheenhütte Wolfach im Kinzigtal arbeitete. Beeinflusst durch ihren Auslandsaufenthalt in Island experimentierte sie mit Kristallzucht und realisierte ab 2016 Design Projekte mit dem Dr. Ing. Jörg Knyrim mit Nutzung des 3d Druckverfahrens.
Sie arbeitete viele Jahre mit der Künstlerin Sylvia Maak zusammen, mit der sie künstlerische Recherchen im Bereich der inszenierten Fotografie durchführte. In ihren Arbeiten treffen traditionell gefertigte Versatzstücke auf Experimentelles. So entstehen Objekte und Skulpturen aus heterogenen Materialien, die sie in Installationen zueinander in Beziehung setzt: Die Wandelbarkeit des Physischen und die Fragilität der menschlichen Existenz, Natur und Konstruktion gehen in ihren Arbeiten nur flüchtige Verbindungen ein und symbolisieren den fortwährenden Prozess.
Sie hat ihre Arbeiten in Deutschland und international ausgestellt, unter anderem in Reykjavik, Straßburg, Leipzig, Berlin und Regensburg.
Hannah Kindler
Artist Statement
Die künstlerische Praxis von Hannah Kindler erforscht das Konzept der Realität und dessen Löchrigkeit und eine Multiperspektivität darauf. Ausgangspunkt ist dabei das eigene Erleben von Wirklichkeit als „Frau“ und nichtbinäre Person.
Ihre* Arbeit bewegt sich zwischen Materialien und Disziplinen, häufig zu sehen sind handgewebte oder bunt gemusterte Textilien in Form von Kleidobjekten, Masken, skurrilen Puppen in provokanten Posen oder metamorphe Objekte, die im Raum oder am Körper von Performer*innen zu sehen sind. Auf den zweiten Blick zeigt sich unter der grellbunten Oberfläche eine intensive Auseinandersetzung damit, wie Selbstkonzepte, beziehungsweise (Gender) Identitäten in den Rahmenbedingungen der Gesellschaft konstituiert werden.
Dabei spielt die Vorstellung von „Making and Unmaking" im Sinne des Erschaffens oder Herstellens und der Dekonstruktion, der Zerstörung oder der Auflösung eine große Rolle. Das bezieht sich ganz wörtlich auf den meist manuellen Arbeitsprozess, bei dem Kindler oft Bestehendes auseinandernimmt, sein Innerstes nach außen kehrt und neu zusammengesetzt. Es ist aber auch bildlich gemeint: Es werden soziale und kulturelle Konstrukte entwirrt, zerlegt und aus deren Überresten etwas Neues gestaltet.
Vita
Hannah Kindler (1987, Niefern-Öschelbronn) lebt und arbeitet in Freiburg im Breisgau. An der Rietveld Academie, Amsterdam absolvierte sie* den BA Fine Arts und den MA Fine Arts bei DAI Roaming Academy, Kunsthochschule Arnhem. 2021 wurde sie* Mutter* und ist Mitglied in zwei Künstler*innen-Kollektiven: somebody*ies und M.A.R.S - Maternal Artistic Research Studio.
Kindlers Arbeiten wurden in verschiedenen Ausstellungsräumen wie Galerien und Museen in Deutschland, den Niederlanden und der Schweiz gezeigt, darunter die Städtische Galerie Stapflehus in Weil am Rhein (DE), die Villa Renata in Basel (CH), Galerie für Gegenwartskunst - E-WERK Freiburg (DE) und das Zuiderzee Museum, Enkhuizen (NL).
Katharina Wenk
Artist Statement
Katharina Wenk beschäftigt sich in ihrer Kunst mit der Frage, was von unserem Wesen bleibt, wenn wir gesellschaftliche Normen und Werte hinterfragen. Als Frau und Mutter reflektiert sie über die Erwartungen, die an sie gestellt werden, und darüber, wie diese ihre Identität prägen. Mit verschiedenen Medien wie Acrylfarben auf Holz und textilen Skulpturen bringt sie persönliche Gefühle zu den Themen Weiblichkeit, Mutterschaft und Ursprünglichkeit zum Ausdruck. Ihre Inspiration schöpft sie aus dem Alltag und ihrer Rolle als Care-Person. Zudem inspirieren Sie weiblichen Gottheiten, Märchen und mystischen Geschichten aus der ganzen Welt. Insgesamt lädt ihre Arbeit dazu ein, über die eigene Identität nachzudenken und die Freiheit der Selbstdefinition jenseits gesellschaftlicher Vorgaben zu erkunden.
Vita
Katharina Wenk (*1989 , Karlsruhe) lebt und arbeitet in Karlsruhe. 2015 schloß sie das Studium zur Modedesignerin an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin mit dem Bachelor of Arts ab. Wenk ist Mutter von zwei Kindern ( 2016, 2020) und seit 2025 Mitglied des Künstler*innen Kolektivs M.A.R.S - Maternal Artistic Research Studio. Ihre Arbeiten wurden unter Anderem in der zettzwo Galerie in Karlsruhe, im Shedhalle Tübingen e.V. und beim Berlin Artist Art Market - BAAM gezeigt.
Katarina Strasser
Artist Statement
Katarina Strasser arbeitet vorwiegend im Bereich Textil und setzt sich in ihrer Praxis mit Materialität, Prozessen und Erzählstrukturen durch Stoff auseinander. Sie verbindet traditionelle und experimentelle Techniken und integriert Elemente wie Textur, Schichtung und Abstraktion. Neben Textilien nutzt sie auch Druckgrafik und Video, um ihre Auseinandersetzung mit Form und Narration zu erweitern.
Ihre Werke spiegeln ein tiefes Interesse an der taktilen und symbolischen Bedeutung von Materialien wider, inspiriert von persönlicher Geschichte, kulturellen Traditionen und zeitgenössischer Bildsprache. Ihre Praxis wurzelt in der Verbindung von Handwerk und konzeptuellen Fragestellungen.
Derzeit konzentriert sie sich auf das Nähen als therapeutischen und meditativen Prozess. Durch die Wiederverwendung alter Stoffe entstehen textile Gemälde und Quilts, die Schichten von Erinnerungen und Bedeutungen tragen. Dabei erkundet sie besonders die Verbindung von Spiel und Arbeit im Kontext von Carearbeit und Mutterschaft – ein sich entwickelnder Dialog zwischen Fürsorge, Introspektion und kreativem Ausdruck.
Durch die bewusste Handlung des Nähens hinterfragt Strasser die Kultur der Massenproduktion und setzt Achtsamkeit und Zeit entgegen. Mit der Wiederverwertung und dem Rückgriff auf Handwerk schließt sie sich Diskursen über Arbeit, Erinnerung und Widerstand gegen kapitalistische Produktionsweisen an. Ihre Praxis betont das Bedürfnis nach Verbindung – mit materiellen Geschichten und verkörperten Formen des Gestaltens.
Vita
Katarina Strasser (1986, Stuttgart) lebt und arbeitet in Stuttgart. Sie studierte Fine Arts (BA) und Experimental Film (MA) an der Kingston University in London (UK). Seit 2020 ist sie Mutter – eine Erfahrung, die ihre künstlerische Praxis nachhaltig geprägt hat. Nach einer künstlerischen Pause im Zuge der Mutterschaft widmet sie sich nun wieder intensiv ihrer künstlerischen Arbeit. Ein zentraler Aspekt ihrer Praxis ist die kollaborative Zusammenarbeit mit anderen Künstler*innen, die sie als bereichernden, dialogischen Prozess versteht. Strassers Arbeiten wurden unter anderem im Yinka Shonibare Space (London), in der Hannah Barry Gallery (London), im Württembergischen Kunstverein (Stuttgart), beim BBK (Bund Bildender Künstlerinnen Stuttgart), Stadt im Fluss (Esslingen) sowie bei Zero Arts (Stuttgart) gezeigt.
https://cargocollective.com/katarinastrasser/
Milena Naef
Artist Statement
Milena Naef (1990, Engen) ist bildende Künstlerin und arbeitet hauptsächlich mit den Materialien Marmor und Glas. Als Künstlerin der vierten Generation, die mit dem Medium Stein arbeitet, spiegeln die Werke eine Suche nach ihrer eigenen Positionierung innerhalb der Bildhauerfamilie und dessen Tradition wider. Sie schafft Werke, die den physischen und mentalen Raum des menschlichen Körpers erforschen, in dem der Körper mal sichtbar und mal unsichtbar präsent ist. Der Körper fungiert als Material selbst und stellt die Dualität zwischen Subjekt und Objekt in Frage. In ihren Arbeiten untersucht sie des Weiteren die Grenzen des Möglichen im Material Stein auszuloten, um die traditionelle Sichtweise auf den Stein herauszufordern.
Ihre Glasarbeiten transferieren Zeichnungen, die oft den urbanen Raum untersuchen und welche durch den Brennprozess neue und nicht beeinflussbare Risslinien integrieren. Der Schaffensprozess wird somit aufgelockert und weitergeführt.
Vita
Milena Naef schloss 2016 ihr Bachelorstudium an der Gerrit Rietveld Academie in Amsterdam (NL) ab. Für ihre Abschlussarbeiten wurde sie mit dem GRA Award Autonomous Art ausgezeichnet. Im selben Jahr gewann sie den Sybren Hellinga Kunstprijs (NL). Seit 2017 wird sie von der Galerie Lumen Travo in Amsterdam (NL) repräsentiert. 2018/19 wurde sie mit einem Kunststipendium vom Mondriaan Fonds (NL) gefördert. 2019 wurde ihr der Frans de Witprijs für Bildhauerei in den Niederlanden überreicht.
Naefs Arbeiten wurden in den Niederlanden, Deutschland, Dänemark sowie in der Schweiz ausgestellt. Darunter Kunsten Museum of Modern Art (DNK), Jungkunst (CH), Kunstverein Springhornhof (D), Kunstvereniging Diepenheim (NL), Garage Rotterdam (NL), sowie eine Soloausstellung bei Studio Oliver Gustav (DNK) und Ausstellungen bei Galerie Lumen Travo (NL).
Arbeiten wurden angekauft von mehreren Kunstsammlern und dem Museum van Loon in Amsterdam.
2019 wurde sie Mutter und 2021 schloss sie sich dem Künstler*innen-Kollektiv M.A.R.S - Maternal Artistic Research Studio an.
Foto: Andrea Stalder
Mirjam Walter
Artist Statement
Painting against myself
but as preservation of a some self for others
as a kind of care for the world
Meine Leidenschaft ist die Farbe und die Frage, wie es sich in einem Körper leben lässt.
She doesn’t have much time to understand her mortality.¹
Ich nutze Figuration, um eine Idee auszudrücken, dann merke ich, dass ich scheitere, weil Figuration keine Sprache ist, die ich beherrsche, nicht meine, nicht unsere Sprache ist. Es entsteht ein Missverständnis zwischen mir und dem Bild und dann geht es um das Missverständnis. Häufig um das Missverständnis zwischen mir und der Figuration. Manchmal ist die einzige Lösung, etwas ganz anderes zu malen und das Missverständnis so oft zu übermalen, bis es in der Vergangenheit liegt.
Her voice turns towards weakness and shame and it pours down her face.²
Bevor ich Maler:in wurde, sagte ich, ich möchte malen, um mit meiner eigenen Unzulänglichkeit umzugehen. Malerei ist ein Weg, mit der eigenen Unzulänglichkeit umzugehen. Aber es ist nicht nur meine Unzulänglichkeit, sondern auch die Unzulänglichkeit von Sprache, die in der Malerei auf die Bühne tritt und sich schämt.
Und es ist das Selbst, das nicht fest ist, dass Landschaft, Licht und Kotze ist, dass durch Malerei wandelt und in dieser Bewegung (sowohl im Ausdruck als auch in der Wahrnehmung) lebendig oder tot ist beziehungsweise den Raum hat, sich nicht zu entscheiden.
Wenn ich male, kann ich viele sein. Wenn ich male, kann ich ambivalent sein.
¹‚² Draft of a Voice-Over for Split-Screen Video Loop from Lisa Robertson's Magenta Soul Whip. Coach House Books, Toronto, 2009. Inspired by Amy Sillman
Vita
Mirjam Walter (*1993) lebt und arbeitet in Freiburg. Sie studierte an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg bei Michael Hakimi und Susanne Kühn und absolvierte einen Master in Malerei bei Jutta Koether an der Hochschule für bildende Künste Hamburg.a
Mirjam Walter arbeitet mit verschiedenen Medien, die durch den Körper, beziehungsweise die Hand Gestalt annehmen. Das Thema, das sich durch ihre künstlerische Arbeit zieht, ist das Leben im Menschenleib. So behandelt etwa die Performance „I, A HYPHEN“, welche 2024 in Kooperation mit Julia Hainz entstand, die (Re-)Produktion von Gewalt durch die hegemoniale Sprache und stellt die Frage, ob ein poetischer/malerischer oder körperlicher Ausdruck den durch Sprache erfolgten Verletzungen etwas entgegensetzen kann.
Mirjam Walter war an der Entwicklung verschiedener Performances, Gruppenausstellungen und kollaborativer Projekte in Institutionen wie der Kunsthalle Basel, der Kunsthalle Hamburg sowie dem Kunstverein in Hamburg und Off-Spaces wie dem Golden Pudel Club, Hinterconti Hamburg oder Edel Extra Nürnberg beteiligt. 2021 konzipierte sie gemeinsam mit Tomasz Skibicki im Kunstbunker Nürnberg die Ausstellung „unheim“. Im selben Jahr erschien ihr erstes Künster:innen-Buch „I AM NO BODY LIKE A HOUSE IS NOT A HOME“ im Hamman Von Mier Verlag.
https://mirjamwalter.com/de/
Foto: Jesse Paul Dommermuth
Sanne Steijger
Artist Statement
Die interdisziplinäre Praxis von Sanne Steijger untersucht Schnittstellen zwischen Mutterschaft, Feminismus und Gemeinschaft. Ausgehend von ihrem Hintergrund in der Mode bewegt sich ihre Arbeit zwischen verschiedenen Disziplinen und Materialien – etwa Textilien, Installationen oder Film – und hinterfragt etablierte Narrative zu sozialen und kulturellen Strukturen. In ihren Werken kontrastieren Hauttöne mit tiefem Schwarz und lebendigen Farben und schaffen visuelle Sprachen, die sowohl körperliche als auch psychologische Dimensionen von Erfahrung ansprechen.
In ihrer jüngsten Auseinandersetzung mit dem Ursprung des Wortes „Klatsch“ und dem Handwerk des Quiltens eignet sie sich diese traditionell weiblich konnotierten Bereiche neu an – als kraftvolle Metaphern für Gemeinschaft und kollektives Erzählen. Verwurzelt im feministischen Diskurs und dem Wiederaufleben matriarchaler Perspektiven gräbt sie weibliche Geschichtsschreibungen aus – von Hexenverfolgungen bis hin zu Geburtspraktiken – und verleiht lange unterdrückten Narrativen eine Stimme.
Cheney-Steijger stellt die künstliche Trennung von Müttern, Kindern und Gemeinschaften in Frage, wie sie durch individualistische und patriarchale Systeme aufrechterhalten wird. Ihre Arbeiten untersuchen vermeintlich zeitlose „Traditionen“ in Erziehung und Familienstrukturen, indem sie diese dekonstruiert und als jüngere Konstrukte entlarvt, die nicht aus menschlichen Bedürfnissen, sondern aus politischen und wirtschaftlichen Interessen hervorgegangen sind. Sanne stellt infrage, ob heutige „normale“ Praktiken mit unserer menschlichen Natur im Einklang stehen, und plädiert für Gemeinschaften, die das kollektive Wohl über Profit stellen.
Vita
Sanne Steijger (1991, Amsterdam) lebt und arbeitet in Baarn. An der Hogeschool voor de Kunsten Utrecht schloss sie 2014 ihren BA in Mode ab. Im Anschluss begann sie ein MA-Studium in Künstlerischer Forschung an der Universität Amsterdam (UvA), das sie jedoch aufgrund einer Schwangerschaft abbrach. 2018 wurde sie Mutter und ihr Schaffen verlagerte sich von Design in die Kunst. Sie erhielt eine Förderung vom Amsterdams Fonds voor de Kunst (AFK) und wird in Zusammenarbeit mit Waag Future Labs in Amsterdam sowie dem Textile Initiatif arbeiten und in den kommenden Monaten im Schaufenster von Lapland Amsterdam ausstellen.
JULIAHAMON
Sara-Lena Möllenkamp
Artist Statement
Die künstlerische Praxis von Sara-Lena Möllenkamp offenbart eine eindringliche Auseinandersetzung mit dem menschlichen Körper, seiner vielschichtigen Sprache und der komplexen Dynamik seiner Rezeption. Inspiriert durch ihr Studium der Literatur-Kunst- und Medienwissenschaften und Marshall McLuhans Theorie "Das Medium ist die Botschaft", navigiert Möllenkamp geschickt zwischen einer Fülle von Materialien und Disziplinen. Dennoch kristallisiert sich in ihrem Schaffen ein deutlicher Schwerpunkt heraus, der sich auf die Malerei mit Acrylfarbe und Kohle sowie auf die Körperkunst der Tätowierung fokussiert.
"In meiner Malerei erforsche ich die Tiefen des menschlichen Daseins durch eine Kombination aus Abstraktion und Figuration. Meine Werke spiegeln komplexe innere Gefühle und psychologische Zustände wider, indem sie verzerrte Körperformen und Gesichter in dramatischen Kompositionen darstellen.
Ich arbeite mit verschiedenen Medien wie Acryl und Zeichenelementen, um die gestische Qualität und emotionale Tiefe meiner Werke hervorzuheben. Die ausdrucksstarken Pinselstriche und dynamischen Linien dienen dazu, die Intensität menschlicher Erfahrung visuell zu vermitteln.
Meine Figuren, oft in ungewöhnlichen Posen, thematisieren Identität, Verletzlichkeit und Existenz."
Vita
Sara-Lena Möllenkamp (1987, Weingarten) studierte Literatur-Kunst-und Medienwissenschaften (B.A. of Arts) sowie Neuere und neueste Deutsche Literatur (M.A. of Arts) an der Universität Konstanz. Die anschließende Arbeit als Regieassistentin am Theater Freiburg prägte ihre künstlerische Praxis und ihr Verständnis von Umsetzung und Inszenierung von Erzählungen mit künstlerischen Mitteln verschiedenster Disziplinen. Freie Arbeiten von ihr wurden gezeigt am Theater Freiburg (“H.E.A.R.T.”, Videoinstallation, 2016) bei “Guck mal Günther, Kunst!” in Lenzburg ( CH) ((“H.E.A.R.T.”, Videoinstallation, 2016), im Slow Club Freiburg (“‘Cause Cats Meow”, Collagen und Rauminstallation, 2019) sowie im ZeitRaum des ArTik Freiburg gezeigt (RebElles, Collagen, 2021, gefördert vom Kulturamt der Stadt Freiburg). 2021 wurde sie Mutter und ist Mitglied des Kollektivs M.A.R.S - Maternal Artistic Reseach Studio.
Foto: Benjamin Zeil
JULIAHAMON
Sylvia Gaßner
Artist Statement
Die künstlerische Heimat von Sylvia Gaßner liegt neben teils autobiographisch, teils tagespolitisch inspirierter deutscher und englischer Lyrik im Bereich Natur- und themenbezogener Portraitphotographie. Sie inspirieren und begeistern Naturstimmungen, ökologische Abläufe, der Verfall und das Erblühen in der Natur sowie in Städten und Menschen, Gemeinsamkeit und Unterschied.
Gaßner arbeitet im Bereich Photographie mit unkontrollierten Bedingungen, verlangt von ihren Bildern Authentizität und Tiefenwirkung - für sich, ihre Modelle und die Betrachtenden. Hierbei sind ihre Bilder nie kontextlos zu betrachten, sondern laden durch die Geschichten der portraitierten Personen dazu ein, vom subjektiven Erleben der Kunst in den Austausch mit sich selbst, anderen Sichtweisen und Erlebniswelten zu dringen. Ihr wissenschaftlich-analytischer Hintergrund und Fortbildungen in den Bereichen Permakultur und Embodiment geben Sylvia für ihre autodidaktische künstlerische Praxis den für sie wichtigen ganzheitlichen Blick auf sozio-ökonomische, kulturelle und ökologische Zusammenhänge. Ein Erreichen der Lebensrealitäten der von ihr portraitierten Personen, also Kunst als niedrigschwelliger und leicht zugänglicher Genuss und somit das Ausstellen in Räumen, die nicht zwingend als Kunstraum definiert wurden, liegen ihr sehr am Herzen.
Vita
Sylvia Gaßner (1982, Regensburg) studierte Forstwissenschaft in Freiburg (B.Sc.) sowie Climate & Earth System Science in Bern, Schweiz (M.Sc.). Im Bereich Poesie hat sie im November 2020 gemeinsam mit der Illustratorin Sara-Lena Möllenkamp den englischen Gedichtband Tales of Dark Matter and Fireflies in Eigenregie veröffentlicht (ISBN 978-3-7526-4805-8). Lyrische Bühnenpräsenz erhielt sie in Süddeutschland, darunter das Künstler*innen Festival LocArtista und das Jos Freiburg. Photographische Arbeiten wurden vormals in Freiburg gezeigt, unter anderem in Zusammenarbeit mit der SDW, beim CSD Freiburg und im SlowClub. 2021 wurde sie Mutter und seit 2022 gehört sie zur künstlerischen Gruppe M.A.R.S. (Maternal Artistic Research Studio) mit Atelier in Freiburg.
https://www.wherearethewomenartists.com/artists/sylvia-gassner/
Winnie Luzie Burz
Artist Statement
Einen Ausgangspunkt ihrer Arbeitsweise bilden theatrale Formen des zeitgenössischen Figurentheaters mit einem besonderen Schwerpunkt auf Objekt- und visuellem Theater. Aufgrund ihres zweifachen künstlerischen Schwerpunkts bildet die Untersuchung der performativen und theatralen Qualitäten von Musik, Klang und Geräusch einen weiteren Forschungsfokus. Hier interessiert sie besonders der flüchtige Charakter von Stimme und Klang im Verhältnis zur (klingenden) Haptik und Gestalt von Dingen und Objekten. Sie betrachtet in ihrer Arbeit daher Figuren, Objekte, Musik, Klang und Geräusch als gleichberechtigte Spielpartner*innen und respektiert den Eigenwert der sonischen Dimension von Performance und Theater. Musik und Klang „dient“ in ihrer Arbeit nicht anderen szenisch-darstellerischen Ausdrucksformen (Bild, Schauspiel, Bewegung, etc.), sondern ist selbst ganz wesentliches Medium und Inhalt. Ausgehend von diesen künstlerischen Schwerpunkten gleichen ihre Arbeiten häufig performanceartigen Versuchsanordnungen, die unterschiedlichste Formen der (musikalischen) Mensch-Ding-Interaktion von Gegenständen, Objekten, Figuren und Musik ermöglichen. Dabei spielt die Wechselwirkung von Klang/Stimme und Bewegung eine wesentliche Rolle.
In ihren Arbeiten nutzt sie ihre Stimme stets im experimentellen Sinn und kreiert mit (freien) Improvisationstechniken ganz eigene und immer wieder neue musikalische Klang– und Stimmwelten jenseits traditioneller Stile und Genregrenzen. Besonders reizvoll sind für sie dabei die Dekonstruktion eines klassischen Klang- und Stimmideals (Belcanto) mit live-elektronischen Klangsyntheseverfahren.
Vita
Winnie Luzie Burz ist freischaffende Theatermacherin und Vokalistin und lebt mit ihrer Familie in Freiburg. In ihrer Arbeit bewegt sie sich im Grenzgebiet zwischen zeitgenössischem Figurentheater, visuellem Theater, experimenteller Musik und Gesang. Von 2007 bis 2016 studierte sie an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart klassischen Gesang (Diplom/KA) und Figurentheater (BA). Mit eigenen Produktionen sowie in Kooperation mit Kolleg*innen gastiert sie regelmäßig im In- und Ausland auf Festivals und in freien Theatern. Derzeit erweitert sie ihr künstlerisch-pädagogisches Profil mit einem Master in elementarer Musikpädagogik sowie mit einer Workshop-Reihe „My Voices in Motion“ zum Thema voraussetzungsoffenes Improvisieren mit der Stimme. In ihrer aktuellen Arbeit “Reborn: Reeanacting Synthetic Mothering” beschäftigt sich Winnie Luzie Burz mit Rebornpuppen und untersucht dabei, wie intime menschliche Beziehungen — insbesondere die Mutter-Kind-Bindung — durch digitale Praktiken und künstliche Objekte neu definiert werden. Sie möchte einen Raum öffnen, in dem zentrale Fragen unserer Zeit zur weiblichen Care-Arbeit, zur Konstruktion von (Geschlechts-)Identität und zur Transformation des weiblichen Körpers durch die Mutterschaftserfahrung verhandelt werden können.
https://www.winnieluzieburz.de